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Der JavaScript™-Markenrechtsstreit, Runde 4

Was die neueste Anmeldung im Deno v. Oracle-Fall für Entwickler bedeutet—und warum Hacker News erneut in Flammen steht.


1. Ein kurzer Rückblick: Wie wir hierher gekommen sind

  • 1995 → 2009 Sun Microsystems registrierte „JavaScript“ als Marke; Oracle übernahm sie mit der Sun-Übernahme.
  • Sep 2024 Ryan Dahl (Schöpfer von Node.js und jetziger CEO von Deno Land) veröffentlichte einen offenen Brief, der von über 18 000 Technikern unterzeichnet wurde, und forderte Oracle auf, die Marke abzugeben.
  • Nov 2024 Deno reichte beim U.S. Trademark Trial and Appeal Board (TTAB) eine Petition ein, um die Marke aus drei Gründen anzufechten: generischer Charakter, Aufgabe und Betrug.
  • März 2025 Oracle beantragte die Abweisung der Betrugsbehauptung; Update 3 im Deno-Blog schilderte den Zeitplan und die rechtlichen Theorien im Detail. (deno.com (opens in a new tab))

2. Update 4: Betrugsbehauptung abgelehnt, aber der eigentliche Kampf beginnt

Am 18 Juni 2025 erteilte das TTAB Oracle’s teilweiser Antragstellung und wies die Betrugsbehauptung zurück. Dahls neuer Beitrag (Update 4, 27 Juni 2025) betont, dass dies „nicht den Kern des Falls“ ausmacht. Deno ändert nicht die Betrugsbehauptungen—eine Änderung würde das Verfahren verzögern. Stattdessen wird das Unternehmen weiter vorgehen bei:

AnspruchKernaussage
Generischer Charakter“JavaScript” ist der gebräuchliche Name für eine Sprache mit vielen unabhängigen Implementierungen; kein einzelnes Unternehmen wird als Quelle wahrgenommen.
AufgabeOracle nutzt die Marke im Handel nicht im markenrechtlichen Sinne (die Erneuerung 2019 stützte sich auf einen Node‑.js-Screenshot—ein Projekt, das Oracle nie besaß).

Wichtige anstehende Termine (sofern keine prozeduralen Verlängerungen erfolgen):

  • 7 Aug 2025 Oracle muss jede Absatz der Petition von Deno zugeben oder bestreiten.
  • 6 Sept 2025 Beginn der formellen Beweiserhebung. (deno.com (opens in a new tab))

Dahls Aufruf: Wenn Deno gewinnt, ist „JavaScript frei—keine ™-Symbole mehr, keine Lizenzängste mehr.“ Er verweist auch darauf, dass 19 550 Personen inzwischen den offenen Brief unter javascript.tm unterschrieben haben. (deno.com (opens in a new tab))


3. Reaktionen der Community: Hacker News trägt zur Hitze bei

Der Blog-Beitrag landete innerhalb von Stunden auf der Frontpage von Hacker News und erreichte einen Höhepunkt von 675 Punkten und 226 Kommentaren. (news.ycombinator.com (opens in a new tab)) Mehrere Themen dominieren die Diskussion:

ThemaRepräsentativer Kommentar
„Oracle gewinnt nichts, wenn es an diesem Markenzeichen festhält.“„Sie haben die Gelegenheit, Guteswillen zu schaffen… doch stattdessen verteidigen sie etwas, an dem sie faktisch kein Profit haben. Das ist absurd.“ (news.ycombinator.com (opens in a new tab))
Realpolitik in KonzernenBryan Cantrills berühmte „Rasenmäher“-Analogie—Oracle handelt mechanisch: Wenn du die Hand reinhältst, wird sie abgehackt. (news.ycombinator.com (opens in a new tab))
Missbrauch von Marken als Druckmittel„Oracles Hauptgeschäft scheint darin zu bestehen, Firmen zu komplizierten Verträgen zu bewegen, ein oder zwei Jahre zu warten und dann zu klagen… Ich habe noch kein Oracle-Produkt getroffen, das nicht besser mit Freier Software gemacht werden könnte.“
Humor & kreative Namensänderungen„Wir könnten anfangen, es Eczemascript zu nennen“ / “TypelessScript” / “DecafScript.” (news.ycombinator.com (opens in a new tab))

Die Grundstimmung ist überwiegend unterstützend für Denos Bemühungen; selbst skeptische Nutzer, die Deno nur als Laufzeit betrachten, sehen das als eine brancheweite Angelegenheit.


4. Warum das über den Gerichtssaal hinausRelevant ist

  1. Chilling-Effekt bei Open-Source – Konferenzen, Bücher und Tooling-Anbieter gehen oft vorsichtig mit dem Wort "JavaScript" um oder lizenzieren es, was für Neueinsteiger hinderlich ist und zusätzliche rechtliche Prüfkosten für Unternehmen bedeutet.
  2. Präzedenzfall für weitere „generischisierte“ Tech-Marken – Erfolg in diesem Fall könnte Herausforderungen für ruhende oder defensive Marken verstärken, die das Gemeingut belasten (z.B. SGIs Kontrolle über „OpenGL“ in bestimmten Jurisdiktionen).
  3. Governance-Signal – Ein Erfolg würde die Idee bestärken, dass offene Standards (wie TC39) nicht durch alte IP-Rechte von disengagierten Stakeholdern eingeschränkt werden sollten.
  4. Markenwahrnehmung – Oracles aggressive IP-Strategie hat lange Zweifel bei Entwicklern gesät; dieser Fall festigt dieses Narrativ in der Öffentlichkeit.

5. Was man als nächstes beobachten sollte

DatumMeilensteinMögliche Ergebnisse
7 Aug 2025Oracles AntwortZugeständnisse könnten Denos Beweislast erleichtern. Eine generelle Ablehnung würde einen langen Beweis- und Beweisaufnahmeprozess signalisieren.
Q4 2025–2026BeweisaufnahmeErwartung: Vorladungen für interne Oracledokumente; Vernehmung von Markenverantwortlichen; Umfragen zur öffentlichen Wahrnehmung („primäre Bedeutung“-Test).
2026+Entscheidung des TTAB / BerufungBeide Parteien können vor das Bundesgericht gehen, was mehrere Jahre dauern könnte, falls keine Einigung erzielt wird.

6. Fazit für Praktiker

  • Weiterhin „JavaScript“ verwenden—keine Panik, Markeninhaber klagen selten bei beschreibender Nutzung.
  • Lizenzbestimmungen im Auge behalten bei Schulungen, Dokumentationen und Eventbranding. Falls Sie derzeit bei Oracle lizensieren, sollten Sie Ihr Risiko neu bewerten.
  • Den offenen Brief unterstützen oder einen amici-brief einreichen wenn Sie berechtigt sind; Entwicklerstimmen können helfen, den generischen Charakter zu untermauern.
  • Laufzeit-Entscheidungen vom Markenschutzpolitischen Trennungsprinzip trennen—ob Sie Node, Bun oder Deno verwenden, betrifft alle Implementierer gleichermaßen.

TL;DR

Der Betrugsvorwurf ist vom Tisch, aber Denos Kernargumente—dass „JavaScript“ generisch und aufgegeben ist—leben weiter und sind auf einem schnelleren Kurs. Die Entwicklergemeinschaft befürwortet die Annullierung überwiegend; sie sehen darin eine Chance, eine 30 Jahre alte Sprachbezeichnung zurück in die Öffentlichkeit zu geben. Behalten Sie den nächsten Oraclereitungsvertrag im August im Blick—er wird den Ton für das nächste Kapitel dieses vielbeobachteten Falls bestimmen.